Zusammenfassung
Europa war aus der Verschmelzung des römisch-griechischen Weltreiches mit den germanischen Völkerstämmen erwachsen. Das Römische Reich war die Verkörperung der Einheit des Abendlandes gewesen. Wenn es dies auch nicht im Sinne vor allem des modernen Staatsrechtes war, gefühlsmäßig war der Kaiser der Repräsentant dieser Einheit bis in die Neuzeit geblieben. Er galt stets als der Schirmherr der Kirche, die die glaubensmäßige Einheit sicherstellte. Die Kaiserkrone zu tragen, galt für den ersten Fürsten des Abendlandes als eine Bestätigung seiner Macht und Größe, abgesehen von der politischen Bedeutung derselben. Deshalb haben sich um die Kaiserkrone auch stets andere abendländische Fürsten neben deutschen beworben und sie getragen. Gesichert war die Einheit durch die Idee von der Fortsetzung des Römischen Reiches, durch den einheitlichen Glauben, durch das geistige Erbe der Antike, durch die Fortwirkung des römischen Staats- und Verwaltungswesens und durch das Zusammengehörigkeitsbewußtsein der fränkisch-germanischen Aristokratie. Das Fränkische Reich, das seinen Höhepunkt in Karl dem Großen fand, hat wesentlich dazu beigetragen, den Gedanken der Einheit des Abendlandes zu erhalten und wieder zu festigen. Es umf aßte die Kernlande Europas, Frankreich, Deutschland bis zur Elbe und Theiß und Oberitalien. Als Karl der Große sich die Kaiserkrone in Rom aufs Haupt setzte, führte er damit in den Augen der Mit- und Nachwelt die römischen Traditionen fort.