Zusammenfassung
Wenn die Psychologie einmal das Interesse an der Welt unvermittelter Erfahrung verlieren sollte, dann würde sie alsbald in Gefahr kommen, mit einem künstlich vereinfachten wirklichkeitsfernen System funktioneller Begriffe zu operieren, wie das ja im Behaviorismus bereits geschehen ist. Andererseits scheint es mir durchaus unmöglich, die Psychologie als eine Wissenschaft nur vom unmittelbar Erfahrenen, vom Bewusstsein zu betreiben. Denn für eine Erklärung der psychischen Hergänge reichen die jeweils festzustellenden Bewusstseinserscheinungen nicht aus. Das ergibt sich schon aus dem Umfang des jedesmal am Zustandekommen der psychischen Hergänge beteiligten nervösen Geschehens; denn immer nur ein Bruchteil desselben äussert sich unmittelbar in phänomenalen Gegebenheiten, während zugleich deutlich ist, dass es sich dabei eben um ein Teilgeschehen handelt, das nur im Rahmen des umfassenderen Gesamtgeschehens begriffen werden kann. Wie kann man eine zureichende Theorie der psychischen Hergänge auf rein phänomenologischer Basis aufbauen wollen, wenn die Vorgänge, die sich unmittelbar phänomenologisch äussern, nur eine dynamische Provinz in einem umfangreicheren funktionellen Ganzen darstellen? Dass das wirklich so ist, kann man doch heute kaum mehr bezweifeln. Wir haben deshalb keine Hoffnung, auch nur das phänomenal Gegebene selbst allein aus seiner eigenen Beschaffenheit heraus zu begreifen. Das kann ebensowenig gelingen, wie einer das Schachspiel lernen und begreifen wird, wenn er immer nur darauf sieht, welche Züge in einem bestimmten Winkel des Brettes enden oder von ihm ausgehen, und nicht berücksichtigt, woher sie kommen und wohin sie führen.