Zusammenfassung
Es wurde versucht, an Hand der klinischen, pathologischen und experimentellen Veröffentlichungen und eigenen Erfahrungen eine bestimmte Form der Arsenleberschädigung herauszustellen. Je nach Dosis und Dauer der Giftwirkung finden wir nach akuten Einwirkungen Schädigung des Retikuloendothels, Desquamation der Leberzellen, Leberzellnekrosen, Icterus catharrhalis und akute gelbe Atrophie, in chronischen Fällen in erster Linie Glykogenschwund, Verfettung, Leberzellnekrosen, Reparationsstadien (Mitosenbildung) nach akuter gelber Atrophie, Gallengangswucherungen, evtl. periportale Bindegewebswucherung. Die Entstehung einerLaennecschen Zirrhose infolge reiner Arsenwirkung erscheint nach Durchsicht der gesamten Literatur unwahrscheinlich. In den veröffentlichten klinischen Fällen spielten stets andere Schädigungen gleichzeitig eine Rolle (Alkohol, Blei, Nikotin, Kupfer, Infektionen, Stoffwechselstörungen, chronische Hauterkrankungen, Kachexie). Die experimentellen Befunde sind, soweit sie an Kaninchen vorgenommen wurden, bezüglich der Zirrhose mit Vorsicht zu bewerten. Eine eindeutige Zirrhose konnte durch Arsen bisher experimentell nicht erzeugt werden, wohl mäßige periportale Wucherungen (Stoeber). Für die Entstehung einer Zirrhose scheint die kombinatorische Wirkung mehrerer Gifte (Blei-Arsen) besondere Bedeutung zu haben, indem sich die Wirkungen der einzelnen Stoffe so ergänzen bzw. kumulieren, daß eine Zirrhose resultiert. In jedem Falle dürfte aber eine besondere Veranlagung im SinneChvosteks vorliegen. Die Zirrhosen der Winzer sind als berufliche Arsenvergiftungen abzulehnen.