Zusammenfassung
Adalbert Stifter bedeutet das Endglied einer wichtigen Entwickelung in der neueren deutschen Literatur. Der Kampf der Dichter um die Natur oder mit der Natur, der ziemlich ein Jahrhundert, seit dem Erscheinen von Albrecht von Hallers Gedicht „Die Alpen“, gewährt hatte, wurde von diesem Poeten siegreich zu Ende geführt. Langsam nur kam die Kunst ans Ziel und Schritt für Schritt mußte sie, wie Faust das von der Flut umspülte land, dieses Gebiet von unerschöpflicher Fruchtbarkeit dem Leben abringen. Allzu lange hatte man nach engherzigem englischem Vorbild im Menschen und nur im Menschen Ziel und Zweck aller künstlerischer Betätigung erblickt. Was die französischen Physiotraten schon im 18.Jahrhundert wohl erkannt hatten, daß nämlich die Erde, der Grund und Boden, das Klima, die Umgebung, kurz die Wurzelscholle auf die Entwickelung des Menschen ihren wohlgemessenen Einfluß nehmen, das hat man in der Kunst erst sehr viel später zu würdigen verstanden. Erst tief im 19. Jahrhundert verkündete wieder ein Franzose, Hippolyte Taine, die Lehre von der Wichtigkeit des Milieus, von der Einwirkung der Umgebung auf das Einzelwesen.